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Kraft aus dem Erreichten schöpfen
Die Corona-Pandemie ist noch nicht überwunden, dazu kommt der russische Angriff auf die Ukraine: Nach den ersten 150 Jahren von KSB beginnen die nächsten mit vielfältigen Herausforderungen für das Unternehmen. Im Interview erklären die Geschäftsführenden Direktoren Dr. Stephan Timmermann, Dr. Stephan Bross, Ralf Kannefass und Matthias Schmitz, warum sie trotzdem optimistisch bleiben und KSB auf Erfolgskurs ist.
Die Geschäftsführenden Direktoren von KSB sprechen über die sechs Säulen der Unternehmensstrategie: Nachhaltigkeit, Technologie, Qualität, Know-how in der Handhabung von Flüssigkeiten, Digitalisierung und KSB SupremeServ. Dr. Schmitz berichtet außerdem über die anstehenden Herausforderungen für die Finanzen, den Einkauf und die IT und erläutert, wie sich diese Bereiche dafür wappnen.
Herr Dr. Timmermann, KSB spürt die Auswirkungen der aktuellen Krisen, aber das Unternehmen kommt bislang recht gut mit den Herausforderungen zurecht. Wie lässt sich das erklären?
Stephan Timmermann: In Zeiten wie diesen werden die Stärken ausgespielt, die KSB ausmachen: eine uneingeschränkte Kundenzentrierung, eine globale Aufstellung, eine große Produktvielfalt über zahlreiche Märkte hinweg, unsere Marktbereichsorganisation, das Ausweiten unseres Aftermarket-Geschäfts und ein gesundes Kostenbewusstsein. Aber auch das Schaffen von Effizienz- und Effektivitätspotenzialen sowie der gute, weltweite Zusammenhalt der Mitarbeiter gehören dazu. Das ist die Mischung, die unsere Resilienz ausgemacht.
Mit Blick auf die kommenden Jahre und Herausforderungen sprachen Sie kürzlich davon, den Stürmen zu trotzen und gleichzeitig die Profitabilität zu steigern. Mit welchen Maßnahmen wollen Sie KSB noch wetterfester machen?
Stephan Timmermann: Um den Turbulenzen des Weltgeschehens zu trotzen ist es unabdingbar, die Belegschaft einzubinden und zusammenzuhalten, viel zu informieren und das Erreichte zu würdigen. Daraus bekommen wir die Zuversicht, dass wir auch die Höhen und Tiefen der Zukunft meistern werden. Doch ohne einen Plan geht es natürlich auch nicht. Diesen haben wir gemeinsam mit den Führungskräften der Regionen und Marktbereiche ausgearbeitet und ihn Strategie 2030+ genannt. Die Strategie fußt auf sechs Säulen: Nachhaltigkeit, Technologie, Qualität, Know-how in der Handhabung von Flüssigkeiten, Digitalisierung und den Ausbau unserer Kundenunterstützung durch KSB SupremeServ. Wir meinen, KSB hat für jede dieser sechs Säulen enormes Potenzial, das es zu nutzen gilt.
Krisen gehören zum alltäglichen Leben dazu. Daher: egal, was kommt, wir werden es meistern, denn wir schöpfen Kraft aus dem Erreichten.
— Dr. Stephan Timmermann
Herr Kannefass, wir haben eben von Herrn Dr. Timmermann gehört, wie wichtig die festgelegten strategischen Säulen für das Wachstum von KSB sind. Mit welchen Maßnahmen wird KSB für seine Kunden noch attraktiver und zum bevorzugten Lieferanten von Pumpen, Armaturen und Services werden?
Ralf Kannefass: Wir fokussieren uns beim profitablen Wachstum auf drei Säulen: die globale Ausweitung der Ersatzteilverfügbarkeit, den Ausbau unseres Geschäfts mit Standardprodukten sowie das Projektgeschäft mit kundenspezifisch gefertigten Produkten. In der Ersatzteillogistik erreichen wir heute 30 Prozent unserer bereits in Anlagen installierten Produkte. Unser Ziel ist es, mindestens jeden zweiten Kunden direkt mit unserem Wartungs- geschäft zu unterstützen. Hierzu bauen wir die globale Präsenz von KSB SupremeServ aus. Durch die automatische Beschaffung unserer Standardprodukte erleichtern wir die Abläufe der Kunden. Digitalisierung wird eine immer größere Rolle spielen. Neben dem Know-how-Management ist das der digitale Verkauf unserer Produkte. Außerdem wollen wir wissen, wo unsere Produkte installiert sind und wie sie laufen. Dadurch rückt die Effizienz unserer Produkte immer stärker in den Fokus. Wir wissen, dass Pumpen zwischen 10 und 15 Prozent des elektrischen Bedarfs weltweit verbrauchen. Wenn wir also die Effizienz unserer Pumpen steigern können, bedeutet das eine beträchtliche Energieeinsparung in den Anlagen der Kunden.
Welche Aufgaben des für KSB so wichtigen Service- und Ersatzteilgeschäfts stehen in den kommenden Monaten und Jahren an?
Stephan Timmermann: Wir begleiten unsere Kunden ab dem Verkauf bis zum Recycling unserer Produkte. Im Service geht es um gute Kontakte und Kundenbindung zwischen Menschen. Deshalb brauchen wir weltweit immer mehr Mitarbeiter, die entsprechend qualifiziert und mit Stolz und Engagement im Service tätig sind. Solche zu finden, ist heute schon schwer und wird morgen noch schwerer. Wir werden deshalb den Fokus auf diesen wichtigen Bereich legen.
Ralf Kannefass: Unsere Kunden erwarten nicht nur kostengünstige, sondern auch zeitnahe Lösungen für ihre Anforderungen. Am Ende ist für unsere Kunden entscheidend, dass ihre Anlagen funktionieren. Dafür müssen Ersatzteile kurzfristig hergestellt und geliefert werden, im Bedarfsfall mit 3D-Druck oder in Ersatzteilwerken in verschiedenen Regionen. Außerdem müssen geschulte Mitarbeiter 24 / 7 verfügbar sein.
Strategische Schwerpunkte von KSB
KSB hat das Expertenwissen, wie sich Flüssigkeiten aller Art transportieren lassen, und bietet den Kunden die passende Lösung für ihre Anlage.
KSB begleitet die Kunden vom ersten Interesse über den Kauf, den Einsatz und bis zum Recycling der Produkte – eine lückenlose digitale und persönliche Erfahrung.
KSB schafft innovative und hochwertige Geschäftsmodelle mit der Integration vonmechanischen Bauteilen und Software-Intelligenz.
KSB unterstützt die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen und verringert zum Beispiel den CO2-Fußabdruck zum Schutz des Klimas.
KSB setzt nicht nur auf internationale Standards und eigene, noch strengere Qualitätskriterien, um Kunden zufriedenzustellen. Bei KSB ist Qualität gelebte Kultur.
KSB bietet kundennah Inspektions-, Wartungs- und Instandhaltungsdienste an. Kurzfristig verfügbare Ersatzteile sorgen für einen reibungslosen Betrieb in den Anlagen der Kunden.
Für Maschinenbauunternehmen stehen hohe Qualität und innovative Technologien an erster Stelle. Herr Dr. Bross, an welchen Stellschrauben muss KSB drehen, um weiterhin ein globaler Leader zu bleiben?
Stephan Bross: Wir wollen am Markt als das Unternehmen wahrgenommen werden, das die Technologie- und Qualitätsführerschaft innehat. Bei uns steht der Kunde im Vordergrund und wir bieten ihm durch die passenden Lösungen einen Mehrwert – und das mit neuester und zuverlässiger Technologie. Als Qualitätsführer erfüllen wir die Kundenerwartungen zu 100 Prozent. Das betrifft nicht nur unsere Produkte, sondern auch alle dazugehörenden Prozesse. Damit ist die Technologieführerschaft sehr eng mit der Qualitätsführerschaft verbunden. Ziel ist, dass sich der Kunde an das beste Unternehmen in der Branche wendet, nämlich KSB.
Der gelebte Qualitätsgedanke gilt sicherlich auch für Nachhaltigkeit, Herr Dr. Timmermann?
Stephan Timmermann: Nachhaltigkeit ist ein unverzichtbarer Schwerpunkt für jedes unternehmerische Handeln. Unsere Kinder, unsere Kunden und Lieferanten fordern es und wir sind es letztendlich der Gesellschaft schuldig. Es gilt, im Sinne des Planeten und der Zukunft der Menschheit zu agieren. Damit können wir uns auch von unseren Wettbewerbern unterscheiden, denn nachhaltiges Handeln ist ein immer wichtigeres Kaufkriterium unserer Kunden. Wir müssen uns darauf fokussieren, umwelt- und ressourcenschonend zu produzieren. Damit wir den Planeten nicht durch unser produzierendes Gewerbe schädigen, muss unser CO2-Fußabdruck möglichst klein werden. Neben energieeffizienten Produkten und Prozessen müssen die Ressourcen, die wir nutzen, möglichst grüne Quellen haben. Abfälle müssen, wo möglich, minimiert oder recycelt werden. Wir bauen derzeit unser weltweites Nachhaltigkeitsnetzwerk aus und sind dabei, das Thema in unserer Strategie zu verankern. Das wird dazu führen, dass der Nachhaltigkeitsgedanke auch in unsere Leitlinien, in unseren Führungskodex und unsere Werte einfließt.
Abgesehen von den Marktbereichen und Segmenten muss sich KSB auch auf Herausforderungen in den Bereichen Finanzen, Einkauf und IT einstellen. Die jüngste Vergangenheit hat gezeigt, wie essenziell beispielsweise ein sicherer IT-Abwehrschirm gegen Cyberattacken ist. Herr Dr. Schmitz, wie wappnet sich KSB also in den drei Bereichen?
Matthias Schmitz: Im Einkauf und im Finanzbereich haben wir unsere Hausaufgaben gemacht. Jedes Prozent an Einsparung bei Materialkosten helfen dabei, unsere Produkte wettbewerbsfähig zu halten. Das ist gerade in diesen Zeiten mit steigenden Rohstoffpreisen und unterbrochenen Lieferketten essenziell.
Die IT hat bei der Cyberattacke auf KSB im April 2022 einen super Job gemacht und unsere Funktionsfähigkeit schnell und zuverlässlich wiederhergestellt. Wir haben die Sicherheitsstandards mit Hilfe einer neuen Software, die auf künstlicher Intelligenz aufbaut, erhöht. Somit können wir weltweit mögliche Angriffe frühzeitig erkennen und abwehren. Wir haben darüber hinaus Profis, die unsere Systeme rund um die Uhr betreuen. Wir sind also mit Blick auf eine Cybergefahr viel besser gewappnet als vorher.
Die aktuelle politische und wirtschaftliche Weltlage lässt einen skeptisch in die Zukunft blicken. Warum sind Sie trotzdem optimistisch?
Matthias Schmitz: Das Unternehmen hat aus finanzieller Sicht eine beruhigende Grundstabilität. Natürlich wird uns eine Wirtschaftskrise beeinträchtigen, aber sie müsste schon sehr erheblich sein, dass das Unternehmen in Gefahr geraten würde. Trotz aller Unbill geht es uns doch recht gut. Mit Selbstbewusstsein und dem Herz in der Hand nach vorn zu schauen ist nicht verkehrt in diesen Zeiten. KSB ist 150 Jahre alt, wir haben schon so vieles überstanden. Deshalb ist ein starkes Selbstbewusstsein der ganzen Belegschaft durchaus gerechtfertigt.
Ralf Kannefass: Unser Geschäftseingang ist strategisch fokussiert, ausgewogen und auch auf verstärkte Ausschöpfung der Märkte ausgelegt. Die Nähe zum Kunden hat für uns hierbei höchste Priorität. Deshalb ist lokale Präsenz auch in einer digitalisierten Welt für uns so wichtig.
Stephan Bross: Wir machen uns keine Sorgen um KSB, weil wir uns um KSB Gedanken machen – und uns entsprechend vorbereiten. Das ist auch zwingend notwendig. Es hat sich gezeigt, dass wir der Corona-Pandemie, der Cyberattacke und dem Ukraine-Krieg getrotzt haben, weil wir KSB flexibel aufgestellt haben und Krisenmodi in unserer Strategie berücksichtigen. Wir müssen uns darauf einstellen, dass es künftig immer wieder und vermehrt Krisen geben wird. Darauf professionell reagieren zu können, wird das künftige Normal sein.
Stephan Timmermann: Wenn man ein Unternehmen führt, führt man es immer in die Zukunft. Prognosen zu stellen, ist grundsätzlich schwer und wird künftig noch schwerer. Die Genetik einer Geschäftsführung ist es, nach vorn zu schauen sowie schnell und unternehmerisch zu agieren. Und ob die derzeitigen Krisen vielfältiger sind als in den vergangenen Jahrzehnten, wage ich zu bezweifeln. Krisen gehören zum alltäglichen Leben dazu. Daher: Egal, was kommt, wir werden es meistern, denn wir schöpfen Kraft aus dem Erreichten.